Die Vogelgrippe auf Amrum ebbt ab …


Die Weißwangengans oder auch Nonnengans genannt leidet besonders unter der Vogelgrippe.
© Naturzentrum Amrum

Im November berichtete Amrum News bereits über das Sterben ungewöhnlich vieler Wat- und Wasservögel im Kreis Nordfriesland und auf Amrum. Ursache ist die hochpathogene aviäre Influenza, auch Geflügelpest oder Vogelgrippe genannt. Es ist eine durch Viren verursachte, anzeige- und bekämpfungspflichtige Tierseuche, die bei gehaltenen Vögeln und Wildvögeln nach teilweise schweren Erkrankungserscheinungen zu massenhaftem Verenden führen kann.

Tiere, die Symptome zeigen sind oft lethargisch, haben Koordinationsschwierigkeiten und eine geringe bis gar keine Fluchtdistanz. Im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und angrenzenden Küstengebieten wurden bis Anfang März über 16.500 tote und sterbende Vögel gefunden, die mit dem Virus in Verdacht gebracht werden. Ein Großteil der Tiere konnte über die Firma Rendac eingesammelt und fachmännisch entsorgt werden. Unter den toten Tieren waren vor allem zu Beginn des Ausbruchs auffällig viele Weißwangengänse, gefolgt von Pfeifenten. Im Dezember gingen die Fundzahlen der Weißwangengänse und Pfeifenten stark zurück und wurden abgelöst von auffällig vielen Funden von Knutts. Nach über zwei Monaten mit hohen Fundzahlen, sind die Funde infizierter Vögel Ende Dezember stark zurück gegangen.

Weißwangengänse mit Symptomen oder bereits tote Tiere werden häufig entfernt von ihren Artgenossen beobachtet, zum Beispiel auch im Siedlungsbereich oder alleine auf dem Kniepsand.
© Bernd Hälterlein

Auf Amrum sah der Verlauf der an Vogelgrippe erkrankten Wildvögel ähnlich aus. Die betreuenden Naturschutzverbände, der Verein Jordsand, der Öömrang Ferian und die Schutzstation Wattenmeer meldeten zusammen knapp 400 potentiell infizierte tote oder sterbende Vögel. Darunter waren 56 % Weißwangengänse. Wat- und Wasservögel sind unter den Wildvögeln besonders anfällig für das Virus. Unter den Funden war allerdings  auch ein Wanderfalke, der vermutlich an einem Kadaver fraß und über diesen erkrankte. Die Funde infizierter Vögel sind inzwischen auch auf Amrum stark zurück gegangen, dennoch können vereinzelt noch Weißwangengänse mit den typischen Symptomen beobachtet werden. Wer ein solches Tier sieht ist weiterhin dazu aufgerufen, es möglichst mit genauer Ortsangabe dem Ordnungsamt unter Mail: oa-amrum@amtfa.de oder Tel.: 04682-941143 zu melden sowie Abstand zu dem Tier zu halten.

Die Viren der seit Herbst 2020 europaweiten Geflügelpest lassen sich genetisch dem Subtyp H5 zuordnen, dabei wurde vom Friedrich-Löffler-Institut eine Reihe von Virusvarianten in den Wildvogelpopulationen nachgewiesen.  Bei 95 % aller untersuchten Wildvögel wurde der Subtyp H5N8 festgestellt. Im Februar meldeten die russischen Behörden die weltweit erstmalige Übertragung dieses Subtypen auf sieben Mitarbeiter einer Geflügelmastanlage. In Deutschland konnte bisher noch keine Übertragung des vorherrschenden Subtyps auf den Menschen festgestellt werden. Der auf den Menschen übertragbare Subtyp H5N1, der während der Geflügelpest 2006/2007 in Deutschland kursierte, konnte bisher nur in Einzelfällen an Wildvögeln nachgewiesen werden.

Viele Waldschnepfen verhungerten diesen Winter während der Frostperiode.
© Sven Sturm in Zusammenarbeit mit Florian Teige

Das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, das Friedrich-Loeffler Institut, informiert auf seiner Internetseite über aktuelle Forschungsergebnisse. Regelmäßig aktualisierte Daten über den Verlauf der Vogelgrippe speziell im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und angrenzenden Küstengebieten befinden sich auf der Internetseite des Nationalparks.

Vielen Amrumern fielen zudem Mitte Februar tote Waldschnepfen auf, die in Mengen in den Straßengräben lagen. Dieses Sterbeereignis war auch auf dem Festland zu beobachten und ist nicht auf die Vogelgrippe zurück zu führen, sondern auf Nahrungsknappheit während der jüngsten Frostperiode. Gräben entlang von Waldwegen sind ein attraktives Nahrungshabitat für die langschnäbligen Vögel, die in dem Boden der Gräben nach Würmern stochern. Das einige der toten Vögel nach ihrem Tod ohne Kopf gesichtet wurden, ist vermutlich auf Ratten zurückzuführen.

 

 

Über Lotte von Komorski

Lotte von Komorski wurde 1988 in Heidelberg geboren und wuchs später in der Lüneburger Heide auf. Nach dem Bachelorstudium der Forstwirtschaft in Göttingen absolvierte sie noch ihren Master in Wildtierökologie und Wildtiermanagement in Wien. Nach vielen praktischen Erfahrungen in der Wildtierforschung und ersten Berufserfahrungen in der Naturschutzarbeit in Osteuropa zog es sie Ende 2018 aus Frankfurt am Main nach Amrum, um hier das Naturzentrum zu leiten.

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