Gerne waren Johannes Callsen, der Minderheitenbeauftragte des Landes Schleswig-Holstein, Linda Pieper, eine Mitarbeiterin aus der Staatskanzlei in Kiel und Hauke Grundmann, Vorsitzender der Friesenstiftung, der Einladung des Öömrang Ferian zu einem Besuch auf Amrum gefolgt. Jens Quedens, Vorsitzender des Öömrang Ferian begrüßte die drei Besucher und freute sich ihnen gleich die ganz kleinen und jungen friesisch lernenden Insulaner*innen im Inselkindergarten vorstellen zu können. Anna Jannen bringt im Rahmen der Förderung der Minderheitensprache, finanziert durch den Kreis Nordfriesland, seit Sommer 2019 den Jungen und Mädchen im Alter von 1 Jahr bis 6 Jahren in allen Gruppen des Inselkindergartens Amrum in wöchentlichen Einheiten die Inselsprache Öömrang näher. Unterstützend zur schon lange bestehenden Friesischstunde von Andrea Hölscher, wird in den intensiven Spracheinheiten von Anna spielerisch, tänzerisch und mit Gesang den Kleinen beigebracht, wie sich die eigenständig gesprochene Sprache der Insel anhört und ausgesprochen wird. Mit großem Eifer zeigten die 3-5 Jährigen wie sie auf Öömrang zählen können und wie verschiedene Körperteile heißen. Begeistert von dem Enthusiasmus, mit dem die Kindergartenkinder bei der Sache waren, freute sich Johannes Callsen, dass hier schon in den ganz jungen Jahren die ersten Bausteine für das wichtige Fundament Friesisch gelegt wird.
Viel Zeit blieb leider nicht, denn der nächste Termin stand schon auf dem sehr eng gestricken Zeitplan der Besucher aus Kiel. Die Schulkinder der Öömrang Skuul hatten sich natürlich auch auf den wichtigen Besuch vorbereitet. Schulleiter Jörn Tadsen begrüßte diesen zusammen mit den Schulkindern aus der Friesisch AG. Eine ganz neue Sprachgesang-Version der Amrumer Nationalhymne „Dü min tüs, min Öömrang lun” hatten sich die Mädchen und Jungen überlegt und begeisterten damit nicht nur die Besucher, sondern auch das Lehrerkollegium und Mitschüler. Wieso sprechen und lernen wir gerne Friesisch? Was ist uns wichtig und was möchten wir mit Friesischlernen erreichen? Fragen, deren Antworten sich alle gut überlegt haben. Da es ja um Friesisch ging, war auch alles auf Friesisch geschrieben und Johannsen Callsen wurde gebeten, dies zu übersetzen, was ihm mit kleiner Hilfestellung aus den hinteren Reihen auch bestens gelang. Beeindruckt von den Gründen, weshalb die Kinder gerne Friesisch lernen und sprechen, mussten diese jedoch nach ihrer Vorführung wieder in den Unterricht.
Eines der zentralen Themen in der nachfolgenden Gesprächsrunde mit den Friesischlehrern waren die friesischen Unterrichtsstunden. Noch gibt es in den ersten zwei Klassen je eine Stunde die Woche, doch in den höheren Klassen kann dies nur über eine AG, die am Nachmittag stattfindet, angeboten werden. Die Öömrang Skuul hat dabei nicht das Problem, einen Lehrer für das Friesische zu bekommen, denn glücklicherweise sprechen an der Schule zusammen mit dem Schulleiter noch fünf weitere Lehrer/innen Öömrang, „Ein Luxusproblem” lächelt einer der Lehrer. Das Hauptaugenmerk ist darauf gerichtet den Friesischunterricht in den normalen Stundenplan am Vormittag einzubauen. „Derzeit müssen die Kinder immer den Einsatz des Nachmittagsunterrichtes auf sich nehmen, das möchten wir gerne ändern und uns unserer Partnerschule auf Föhr angleichen. Dort können die Schüler/innen sogar ihr Abitur mit der „Fremdsprache“ Friesisch machen”, erklärt Friesischlehrer Mathias Hölck und hofft in dieser Thematik auf mehr Unterstützung. Immer wieder wird gesagt, dass das Friesische stirbt, dass es irgendwann nicht mehr gesprochen wird. Im Kindergarten sprechen nur eine Handvoll noch Öömrang zu Hause, in der Schule sind es bei rund 200 Schüler/innen unter 10, die es im eigenen Elternhaus noch sprechen. Ja, es ist ein stetiger Rückgang, doch es wird auch stetig gegenangearbeitet.
Inzwischen gibt es viele Bücher, Kinder- und Jugendbücher, bekannte Geschichten, zweisprachig, so hat jeder und jede die Möglichkeit selbst auch den Schritt in die Richtung zu tun, Friesisch in die eigenen vier Wände zu bringen. Dass die Kinder und Jugendlichen dazu Lust haben, zeigten sie an diesem Besuch von Johannes Callsen, Linda Pieper und Hauke Grundmann. Als Auszeichnung und großes Dankeschön für soviel Engagement überreichte Johannes Callsen dem Schulleiter Jörn Tadsen eine Plakette zur Modellschule Friesisch „Wi snaake Öömrang” (Wir sprechen Friesisch). Bevor es wieder auf die Fähre Richtung Festland ging, besuchten die Drei das Öömrang Hüs vom Öömrang Ferian und Jens Quedens gab ihnen einen Einblick in die Arbeit des Vereins, der sich mit der Sprache, Geschichte, Tradition beschäftigt und auch die Schutzgebietsbetreuung der Amrumer Natur- und Landschaftsschutzgebiete (außer der Odde) übernommen hat. Thema war ebenfalls das Problem, dass ein Weingut aus den USA sich den Begriff „Öömrang“ im Patent- und Markenamt in München haben schützen lassen. “Öömrang ist ein geografischer Begriff, wenn auch in einer Minderheitensprache, der in der Sprachencarta der EU geschützt ist. Geografische Begriffe kann man nicht schützen lassen, weshalb die Eintragung nach unserem Verständnis zu unrecht erfolgt ist. Die Landesregierung unterstützt uns in dem Anliegen, diesen Begriff für alle freizugeben und nicht für eine Firma exklusiv zu reservieren”, erklärt der Vorsitzende des Öömrang Ferian. Vor der Abreise besichtigten die Gäste vom Festland noch die Räume des Quedens-Verlags und wurden über die Problematik der Herstellung von Büchern in friesischer Sprache informiert, die wegen der kleinen Auflagen immer schwerer zu finanzieren, für das Image der Sprache aber unerlässlich sind. Mit vielen Eindrücken im Gepäck verließen sie die Insel und kommen hoffentlich bald mit einer Ladung Antworten zurück, wie das Friesisch in den Schulalltag integriert werden kann, wie neues aktuelles Lernmaterial umgesetzt werden kann und vieles mehr rund um das Öömrang. Denn es geht um UNSERE Identität und Sprache.