Was blüht denn da im Sand …?


Gewöhnlicher Strandhafer

Wer sich auf Amrum an der Natur erfreuen will, egal ob Insulaner oder Gast, kommt nicht umhin sich mit einigen Landschaftsformen zu beschäftigen, die sehr inselspezifisch sind. Dass das Watt einen enorm großen Raum für kleine tierische und pflanzliche Lebewesen, Algen und Bakterien darstellt, auch wenn man dies auf den ersten Blick gar nicht sieht, sollte hinreichend bekannt sein,

Auch in Amrums Sandlandschaften, den Dünen oder dem Kniepsand, trifft man auf eine große Anzahl von Pflanzen und anderen Lebewesen und ist, v. a. zu dieser Jahreszeit, erstaunt, was da alles so blüht.

Während eines einzigen, knapp zweistündigen Hunde-Spaziergangs mit „Wilma“ durch Nebels Dünentäler zwischen Noorderstrunwai und Süddorf konnte ich Ende Juni elf verschiedene, im Sand wachsende, blühende Pflanzen fotografieren und bestimmen, und sicher gibt es noch viele andere mehr, die es noch zu entdecken gibt. Einige der von mir entdeckten Blüten sind vielen bestimmt wohlbekannt, andere wiederum zeigen doch einige Besonderheiten auf:

Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus), blüht von Mai bis September, dient als Futterpflanze und Bienenwiese, wurzelt bis einen Meter tief, kommt überall in Deutschland vor, auf der Roten Liste als ungefährdet eingestuft.

Gewöhnlicher Strandhafer (Ammophila arenaria), grün überwinterndes Gras mit Wuchshöhen bis 120 cm, blüht von Juni bis Juli, hat eine große Bedeutung im Dünen- und Küstenschutz als Erosionsschutz, bildet ein sehr tiefes und verzweigtes Wurzelwerk aus und bindet so den Sand, auf der Roten Liste als ungefährdet eingestuft.

Wilma und das Gewöhnliche Ferkelkraut

Gewöhnliches Ferkelkraut (Hypochaeris radicata), krautige Pflanze, die bis 70 cm hoch wachsen kann, blüht von Juni bis Oktober, Nahrungsquelle für Insekten, besonders Bienen, nahezu weltweites Vorkommen, auf der Roten Liste als ungefährdet eingestuft.

Japanische Platterbse / Strand-Platterbse (Lathyrus japonicus), blüht von Juni bis August, kommt in Asien, Europa, Nord- und Südamerika vor, in Deutschland nur an den Küsten und den vorgelagerten Inseln, das eigenartige Verbreitungsgebiet  kann man dadurch erklären, dass die Samen der Pflanze im Meerwasser bis zu fünf Jahren ihre Keimfähigkeit behalten können und so an Küsten und Inseln angeschwemmt werden, auf der Roten Liste als ungefährdet eingestuft.

Der Samen der Japanischen Platterbse kommt über das Meer

Kartoffel-Rose (Rosa rugosa), die „Allerweltspflanze“ auf Amrum, blüht vom Mai bis Juni, 1-2 m hohe Gebüsche mit kurzen, starken Stacheln, breitet sich oft ungewollt und unkontrolliert aus, die Früchte (Habebutten) enthalten viel Vitamin C und werden zur Teeherstellung verwendet, auf der Roten Liste als ungefährdet eingestuft.

Sand-Grasnelke – Gewöhnliche Grasnelke (Armeria maritima), blüht von Mai bis November, wird 5-15 cm hoch, Selbstbestäubung bzw. Bestäubung durch Bienen, Hummeln und Wespen, auf Amrum häufig vorkommend, in Deutschland jedoch durch das Bundes-Naturschutz-Gesetz als besonders geschützt eingeordnet.

Sand-Grasnelke, auf Amrum häufig, sonst aber vom Aussterben bedroht

Sand-Thymian (Thymus serpyllum), blüht von Juni bis August, Selbstbestäubung bzw. Bestäubung durch Bienen, Hummeln und Wespen, enthält viele ätherische Öle, wird zur Kräuter- und Teeherstellung verwendet und auch im medizinischen Bereich eingesetzt, auf der Roten Liste Schleswig-Holstein als gefährdet eingestuft.

Sand-Thymian, in S-H in seinem Bestand bedroht

Sand-Veilchen (Viola rupestris), blüht von Mai bis Juni, auf Amrum häufig vorkommend, in Deutschland insgesamt selten, auf der Roten Liste als ungefährdet eingestuft.

Schmalblättriges Weidenröschen (Epilobium angustifolium), blüht von Juli bis August, kann bis zu 200 cm hoch werden, oft feldartige Ausbreitung, dient vielen Insekten als Nahrungsquelle, auf der Roten Liste als ungefährdet eingestuft.

Großes Springkraut (Impatiens noli-tangere), blüht von Juli bis August, wird 30-100 cm hoch, gilt aufgrund eines sehr hohen Mineralstoffgehalts als nur bedingt genießbar, wird hauptsächlich von Hummeln aufgesucht, auf der Roten Liste als ungefährdet eingestuft.

Wald-Greiskraut (Senecio sylvaticus), blüht von Juni bis August, Wuchshöhe 15-80 cm, alle Teile der Pflanze werden für den Menschen und viele Säugetiere als giftig (lebertoxisch) eingestuft, Kaninchen werden nicht geschädigt, Vögel fressen Blätter und Samen, auf der Roten Liste als ungefährdet eingestuft.

In dieser Jahreszeit lohnt es sich allemal die Augen offen zu halten und sich nicht nur an Amrums schönen blühenden Gärten zu erfreuen, sondern auch die Blüten in freier Natur zu bestaunen. Auch die Bestimmung der verschiedenen Pflanzen kann Spaß machen, hierzu kann man sich auch unterwegs vieler Möglichkeiten bedienen, sei es „klassisch“ mit Büchern jeder Größe oder „elektronisch“ mit dem Smartphone und entsprechenden Apps.

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Über Peter Totzauer

Dr. med. Peter Totzauer, Facharzt für Allgemeinmedizin, Facharzt für Anästhesie, Notfallmedizin, Spezielle Schmerztherapie, geb. 1954 in Fürth/Bay.,hat, bedingt durch den Beruf des Vaters, als Kind u.a. 4 ½ Jahre in Frankreich gelebt. Abitur 1974 in Köln, Studium der Humanmedizin an der Universität Bonn. Seit 1982 ärztlich tätig, davon viele Jahre als Oberarzt in der Anästhesie und als Leitender Notarzt in Euskirchen. War 2007 für ein halbes Jahr im Rahmen einer „Auszeit“ vom Klinikalltag bei seiner Lebensgefährtin Claudia auf Amrum. Dies hat ihm so gut gefallen, dass er seit Ende 2008 seinen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt ganz auf die Insel verlegt hat und hier seit 2010 mit in der „Praxis an der Mühle“ arbeitet. Er hat zwei erwachsene Kinder, sein Sohn ist niedergelassener Physiotherapeut in Neuss, seine Tochter ist Lehrerin an der Öömrang Skuul.

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