
Wer die täglichen Katastrophenmeldungen im Fernsehen oder in der Presse verfolgt, wurde auch in diesem Jahr mit Informationen zu Hitze in Indien, Dürre in Somalia oder Waldbrände in Kalifornien, Frankreich, Spanien, Portugal und ebenso über Wetterprobleme in Deutschland überhäuft. Den wenigsten kommt dabei das Thema „Wasserknappheit“ in unserem Land in den Sinn. Allerdings zeigen Satellitendaten, dass Deutschland in den letzten 20 Jahren Wasser im Umfang des Bodensees verloren hat. Wohlbemerkt handelt es sich hierbei nicht um Meereswasser (der Anstieg der Meeresspiegel ist weltweit ein ganz anderes Thema) sondern um Süßwasser. GIWS (Global Institute for Water Security in Kanada), NASA (National Aeronautics and Space Administration) und DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) berichten übereinstimmend, dass Deutschland jährlich ein Defizit von ca. 2,5 Milliarden Kubikmeter Süßwasser hat. Wenn man bedenkt, dass der Bodensee rund 48 Milliarden Kubikmeter Inhalt hat, ist das eine nicht gerade unbedenkliche Menge an Wasserverlust. Da Deutschlands Wasser nahezu in allen Bereichen des Brauchwassers eine sehr hohe Qualität hat, ist dieses Minus gleich dem Schwund an Trinkwasser zu setzen.

Was bedeutet dies für die Bewohner Deutschlands? So wurde beispielsweise bereits im April dieses Jahres in der bayerischen Gemeinde Hurlach (2000 EW) in der Nähe von Landsberg am Lech das Wasser so knapp, das die Bürger aufgerufen wurden bei der Toilettenspülung zu sparen, Pflanzen nur noch mir Regenwasser zu gießen und kein Auto mehr zu waschen. Im August vermeldete die „Tagesschau“, dass insbesondere im Osten Deutschlands, so auch im Großraum Berlin, viele Kommunen Maßnahmen zu Einsparung von Wasser ergriffen haben. Aktuell hat im Oktober 2022 das gemeinnützige Recherchezentrum „CORRECTIVE“ Zahlen bezüglich der Grundwasserdaten von ca. 6700 Messstellen in Deutschland veröffentlicht. Die Messwerte der letzten drei Jahrzehnte haben ergeben, dass in den vergangenen 32 Jahren der Grundwasserspiegel insgesamt in Deutschland gesunken ist und an in ca. der Hälfte der ausgewerteten Messstellen das Grundwasser zwischen 2018 und 2021 auf den tiefsten Stand seit 1990 gefallen ist.

Rückblickend auch auf die extrem lange Trockenperiode in unserer Gegend in diesem Jahr stellt sich nun die Frage, ob ähnliches auch für die Insel Amrum drohen kann. Zwischen Ende April und Anfang September gab es auf unserer Insel keine nennenswerte Niederschläge (Amrum News berichtete), was u. a. dafür gesorgt hat, dass sogar die als unverwüstlich geltende Kartoffelrose und auch die für gewöhnlich trockenheitsresistenten Silberdisteln stellenweise vertrockneten. Ende August waren die Nebeler Süßwasser-Dünenseen zwischen Noorderstrunwai und der Vogelkoje komplett ausgetrocknet. Die normalerweise sich dort aufhaltenden Gänse und Enten fanden kein Wasser mehr vor, und auch die Vogelkoje selbst hatte einen um gut einen Meter tieferen Wasserstand als üblich.

Interessante Beobachtungen konnte man auch im Bereich der Dünenseen zwischen Wittdüner Aussichtsdüne und Wriakhörnsee machen, hier waren die Wasserstände so weit zurückgegangen, dass Überreste eines sich einst hier befundenen Betriebsgebäude der Amrumer Inselbahn (Stilllegung 1939) sichtbar wurden.

Eine Nachfrage beim Industriewassermeister der Amrumer Versorgungsbetriebe, Tewe Thomas, hat jedoch ergeben, dass Amrum zu keinem Zeitpunkt an Trinkwassermangel gelitten hat und dies auch für die nächsten Jahre nicht zu erwarten ist. Das Grundwasservorkommen unter der Insel ist so groß und so konstant und hat zudem eine so hohe und gute Qualität, dass Amrum und seine Gäste auch weiterhin ohne Bedenken dieses Wasser in allen gewohnten Maßen anwenden und genießen können. Wöchentlich werden durch die Mitarbeiter der Versorgungsbetriebe die Grundwasserstände an 12 der 40 über der Insel verteilten Beobachtungsbrunnen bestimmt. Dabei ist zu erkennen, dass sich, abgesehen von jahreszeitlichen Schwankungen, sowie auch abhängig vom jeweiligen Gezeitenstand der Nordsee, über die letzten Jahre hinweg ein konstant hoher Wasserpegel in den grundwasserführenden Schichten der „Wasserblase“ unter unserer Insel befunden hat und es auch keine Hinweise darauf gibt, dass sich das ändern könnte. Dieser Wasservorrat besteht ausschließlich aus Regenwasser, wobei es in etwa 1 Jahr dauert, bis die Niederschläge in diesen wasserführenden Schichten angelangt sind.

Das Wasserwerk der Amrumer Versorgungsbetriebe hat aktuell 5 Brunnen aus denen das täglich benötigte Trink- und Brauchwasser entnommen wird, eine Erweiterung auf 7 Brunnen ist geplant. Das Wasser wird aus einer Tiefe zwischen 20 und 60 Metern entnommen, wobei der Tagesbedarf sehr saisonabhängig ist. Pro Jahr werden bei einer zulässigen Höchstentnahmemenge von 450.000 Kubikmeter ca. 400.000 Kubikmeter entnommen. Der Tagesbedarf liegt in der touristenfreien Zeit zwischen 400 – 600 Kubikmeter und zwischen 1800 – 2200 Kubikmetern in der Hochsaison. Über die Insel verteilt gibt es neben 300 Feuerlöschhydranten noch 15 Zapfstellen, die bei Bedarf, z. B. von den Feuerwehren, in Betrieb genommen werden können.
Mittels Pumpen wird das Wasser aus den Brunnen entnommen, durchläuft mehrere Reinigungs- und Filtermaßnahmen und wird in 2 Vorratstanks von 900 bzw. 800 Kubikmetern zwischengelagert um von hieraus vom Wasserwerk mit einer konstanten Temperatur von 7° C in das 42 km lange Amrumer Leitungsnetz eingespeist zu werden.

Es sind also auf absehbare Zeit genügend Trinkwasservorräte auf der Insel vorhanden, und obwohl der Wasserpreis mit 1 € pro Kubikmeter auf Amrum im Vergleich zu vielen anderen Gegenden Deutschlands auch noch unschlagbar günstig ist, gilt es natürlich sorgsam und sparsam mit diesem lebensnotwendigen Gut umzugehen. Jeder kann problemlos seinen Tagesbedarf (pro Kopf liegt der durchschnittliche Wasserverbrauch in Deutschland derzeit bei ca. 121 Liter am Tag) nutzen, trotzdem sollte kein Wasser unnütz verschwendet werden.
Übrigens sind auch die Dünenseen, nachdem es dann im September und Oktober ein paar Mal recht kräftig geregnet hatte, wieder gut gefüllt.
Wer sich über die Messdaten von „CORRECTIVE“ informieren möchte und die Werte für Deutschland einsehen möchte, kann des über die interaktive Webseite tun: