Ehemaliges Seebäderschiff auf Kurs östliches Mittelmeer …


MS “Pidder Lyng” im Juni 1997 vor Wittdün. ©Gerd Arnold

Bei der Mützelfeldtwerft in Cuxhaven lief am 5. Dezember 1971 das Seebäderschiff MS „WESTERLAND“ vom Stapel. Die Übergabe des Schiffes an den Reeder, der HADAG, erfolgte im April 1972.

Auf der Strecke Strecke Hörnum/Sylt zur Hochseeinsel Helgoland wurde das schmucke Schiff seinerzeit eingesetzt, aber auch Butterfahrten auf der Ostsee waren im Programm.

Die Kieler Verkehrs AG charterte 1977 zunächst das Schiff und nannte es in „STADT KIEL II“ um, 1978 erfolgte der Kauf des Schiffes. Eingesetzt wurde es zwischen Kiel und Ærøskøbing (Dänemark), sowie zwischen Kiel und Rostock.

1979 der nächste Besitzerwechsel und Umbenennung in „HEIMATLAND I“, die Reederei Willy Freter in Heiligenhafen erwarb das Schiff.

1981 wurde die Bäder-Reederei GmbH in Heiligenhafen als Eigner angegeben. Am 22. Dezember 1981 übernahm die Wyker Dampfschiffs-Reederei (W.D.R.) das Schiff und nannte es in „PIDDER LYNG“ um.

20 Jahre steuerte die „PIDDER LYNG“ unter W.D.R.-Flagge von verschiedenen Nordseehäfen den roten Felsen, die Hochseeinsel Helgoland, an.

Im Sommer 1999 fuhr erstmals ein Katamaran von den Nordfriesischen Inseln in Richtung Helgoland, dass war der von den Pojektpartnern AG Reederei Norden-Frisia (Norderney), Reederei AG „EMS“ (Emden), Förde Reederei Seetouristik GmbH & Co. KG (Flensburg) und der Wyker Dampfschiffs-Reederei Föhr-Amrum GmbH (Wyk/Föhr) in Auftrag gegebene Hochgeschwindigkeitskatamaran „CAT No1“. 432 Passagiere fanden auf dem knallroten Katamaran Platz, zum Vergleich auf der „PIDDER LYNG“ war Platz für 800 Passagiere.

Alle wollte nun schnell nach Helgoland und nutzten überwiegend den „CAT No1“, die Auslastung der „PIDDER LYNG“ ging immer mehr zurück.

Die W.D.R. trennte sich 2002 von dem Schiff und verkaufte es an die Reederei Adler-Schiffe, die es in „ADLER NORDICA“ umbenannte. Nach einem Werftaufenthalt für Umbauarbeiten bei der Lindenau-Werft in Kiel sollte das Schiff eigentlich verchartert werden, doch ein Feuer zerstörte beide obere Hauptdecks und verhinderte dieses Vorhaben.

Das Schiff wurde nach dem Feuer grundsaniert und ging als „TURASUND“ auf der Strecke Malmö (Schweden) – Kopenhagen (Dänemark) wieder in Fahrt.

Als „ADLER NORDICA“ kehrte das Seebäderschiff 2006 wieder in die Nordsee zurück, von den Nordfriesischen Insel und der dänischen Insel Rømø fuhr es bis 2007 wieder Deutschlands einzige Hochseeinsel – Helgoland – an.

Dann wurde das Schiff verchartert, wieder ein neuer Name, diesmal „KLOAR KIMMING“ und ein neuer Eigner, die Förde-Reederei Seetouristik. Eine Saison fuhr das Schiff auf der Strecke Bremerhaven-Helgoland.

Es war der 26. Juni 2007, die „KLOAR KIMMING“ befand sich auf dem Rückweg von der Hochseeinsel nach Bremerhaven und musste durch schwere See,es waren bis zu fünf Meter hohe Wellen dabei. Die Medien berichteten über eine „Sturmfahrt nach Helgoland“! Ein Fenster hielt den Kräften der See nicht stand, ein Brecher zerbrach dieses. Dabei wurden zwei Personen verletzt.

Im Herbst 2007 wurde die „KLOAR KIMMING“ in Peenemünde aufgelegt, doch schon 2008 folgte die Vercharterung an eine Offshore-Firma. Nun sollte es als Wohnschiff für den Bau des Windparks alpha ventus dienen. Für diesen Einsatzzweck wurde das Schiff auf der Nesse-Werft in Leer umgebaut, es entstanden Wohnkabinen, die für bis zu 45 Monteuren Platz bieten sollten. Das Ganze war von ganz kurzer Dauer, nur wenige Wochen, und die „KLOAR KIMMING“ kehrte als Auflieger zu ihrem Liegeplatz in Peenemünde zurück und rottete nun langsam vor sich hin.

Bis zum 6. Juli diesen Jahres, denn da wurde das Schiff an die neuen Eigentümer mit Sitz in Liberia übergeben. Unter den neuen Namen „THE MAJESTIC“ und der Flagge von Palau (Inselstaat in Ozeanien) machte sich das ehemalige schmucke Seebäderschiff am späten Nachmittag des 10. August 2023, mit eigener Besatzung, auf den Weg der ersten Etappe, diese führte von Peenemünde – über den umständlichen Weg um das Skagerrak – in Richtung Rotterdam. Nach einigen Zwischenstopps erreichte es am 15. August 2023 den Parkhafen von Rotterdam, dort hat sie am späten Abend vorübergehend festgemacht. Die Reise soll nach Kenntnis des Vorbesitzers, Reederei Adler-Schiffe, in Kürze in Richtung Istanbul (Türkei) fortgesetzt werden. Dort soll es wohl, nach jetzigem Kenntnisstand als Restaurantschiff eingesetzt werden.

Das fast baugleiche Schiff „FAIR LADY“ (1973) der Reederei Adler-Eils befindet sich im Helgolandverkehr. Das dritte Schiff im Bude, die „FUNNY GIRL“ (1970) ebenfalls Reederei Adler-Eils liegt seit längerem im Hafen von Cuxhaven fest vertäut.

Technische Daten „PIDDER LYNG“:

Länge: 68,40, Breite: 10,03 m, Tiefgang: 2,35 m, Höchstgeschwindigkeit: 18,5 kn (ca. 35 km/h), Passagiere: 800, IMO-Nr. 7211440

Über Gerd Arnold

Gerd Arnold, 1957 in Nebel auf Amrum geboren. Ein „echter“ Amrumer mit der friesischen Sprache (öömrang) aufgewachsen. Bis 1972 die Schule in Nebel besucht, danach Elektroinstallateur in Wittdün gelernt. 1976/77 in Wuppertal den Realschulabschluss nachgeholt. Ab Oktober 1977 als Berufssoldat bei der Bundesluftwaffe und seit November 2010 Pensionär. Nach vielen Jahren der verzweifelten Suche nach passenden „bezahlbaren“ Wohnraum auf Amrum endlich fündig geworden, seit Februar 2022 wieder ständig auf Amrum. 2019 ins Team der Amrum News integriert, aber das soll neben dem Angeln nicht die einzige Aktivität auf der Insel bleiben.

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