Wie wird man Mitglied einer Band? Einer Band, die es schon viele Jahre gibt, und die ihren ganz eigenen Humor hat? Wie bei allen guten Dingen kann man sich dafür nicht bewerben, es muss halt funken. Beim Kaffeetrinken mit Sänger Georg Himmelblau, Schlagzeuger Doc Olliday und dem Neuen, Felix Karweick, vor dem ersten gemeinsamen Konzert ist klar: Hier kommt zusammen, wer zusammen gehört.
Geshanghait hätten die beiden ihn, erzählt Felix in Seemannssprache von Freiheitsberaubung und sieht dabei äußerst vergnügt aus. Der fast zwei Meter grosse Gitarrist ist eigentlich Maler wie sein Bandkollege Himmelblau, der als Georg Dittmar auf Amrum lebt und arbeitet. „Mit acht lag bei mir die Gitarre unterm Baum“, erzählt Felix. Er habe aber nie Unterricht haben wollen, sondern immer nur herum probiert. Und nach dem Motto „Ohne Angst kein Spass“ hätten die drei Horsts auch nur ein einziges Mal vorher zusammen geprobt.
Am Abend dann eine volle Maus, und während Georg Himmelblau und Doc Olliday das vertraute Lampenfieber runter kämpfen, ist Felix ganz entspannt, denn „wenn´s zu perfekt ist, dann ist es doch schade“. Schließlich hat er sich nach eigenen Worten auch schon mal für die Rocky Horror Picture Show zum Obst gemacht.
Als die drei dann richtig loslegen, ist man schnell geneigt, den eigenen Sohn von der Musikschule abzumelden – wenn soviel Spielfreude das Ergebnis von Unterrichtsverweigerung ist. Dabei macht Felix nicht den Slash, sondern fügt sich wunderbar ein und überlässt Sänger Georg das heiße Scheinwerferlicht. Zur Bühnenpräsenz von Georg Himmelblau sei gesagt, dass am Maus-Tresen später debattiert wurde, ob Frau sich ein Autogramm auf Papier oder doch lieber gleich auf die Haut geben lassen sollte.
Ein neuer Sound klingt anfangs nur vorsichtig heraus, hier und da als kleine Miniatur, die der gelernte Illustrator Felix scheinbar mühelos auf die Gitarre projizieren kann. Nach der Pause rutscht ihm dann doch das ein oder andere Solo heraus, und das Maus-Publikum sowie seine beiden Bandkollegen sind begeistert. Schlagzeuger Olli gibt den Gitarristen das Rückgrat und ersetzt mit seinen satten Beats auch gleich den Bass. Die Temperatur steigt, Georg Himmelblau ruft nach einem Aufguss und stellt den Neuen als Nils Jung vor. Immerhin die Hälfte des Publikums lacht – Neil Young wird halt nicht jünger.
Am Tag darauf dann das Kontrastprogramm – zumindest was die Temperaturen angeht. Vor der Kombüse am Norddorfer Strand ist es an diesem Abend eher kalt und windig, was die etwa dreißig Kinder auf dem angrenzten Spielplatz gar nicht stört. Und so spielen Crazy Horst bis in die späten Stunden gegen die Kinderkombo an, und gegen die Kälte und den Wind, aber sie spielen und spielen und spielen. Und Georg Himmelblau singt: „Anderswo ist es wie hier, hier ist es so wie da. Ich fahre, ich fahre, ich fahr.“ Bahnhof Niebüll aus seiner Feder ist eines der Highlights an diesem Abend. Genauso wie zu leise, die Coverversion von so lonely, der Felix einen leichten Reggae – Einschlag verpasst. Auch den Spielplatz – Eltern wird spätestens da klar: Die drei da vorne machen richtig Musik. Und die Amrumer Fan – Base freut sich, dass auf gute Weise dann doch alles bleibt, wie es ist: Crazy Horst auch in der neuen Kombination immer ein wenig auf der Darkside, mit schwarzem Humor und textlich zweiter Ebene. Zwei Tage später auf einen Gin mit Georg Himmelblau. Er blickt auf die Horst – Woche zurück, geschafft aber glücklich. Eine Anfrage für Oktober in der Maus gibt es schon. Und wie geht es dann weiter? Das ist gerade alles nicht wichtig. „Denn, wenn Felix spielt, dann find ich das einfach…unglaublich“, lacht der Horst-Sänger. Und sieht sehr zufrieden aus.
Sybille Hasenclever für Arum-News