Ein großer Raum, dämmeriges Licht, Tanzmusik, viele Paare auf dem Parkett, gemütliche Sitzecken, kreative Deko – es ist Tangofestival auf Amrum. Zum dritten Mal hat die Tangogruppe Amrum unter der Leitung von Mechthild Wrede dieses Festival auf die Beine gestellt. „Alle packen hier mit an und bringen sich mit ein. Ob bei der Vorbereitung mit Dekoration, Möbel tragen, Kaffee, Kuchen und Abendspeisen oder den Getränkestand machen” erzählt Mechthild, die die Amrumer Tangotanzgruppe 2004 gegründet hat. In den letzten Jahren ist die Tangobegeisterung auf der Insel noch gewachsen und die Gemeinschaft ist groß. Die meisten Teilnehmer an diesem Festival sind jedoch vom Festland, aus Deutschland, Skandinavien und der Schweiz. „Ich bin zum dritten Mal dabei und es ist einfach ganz besonders hier auf Amrum. Die Stimmung ist fantastisch. Viele kennen sich inzwischen, es sind Freundschaften entstanden”, erzählt Steffen aus Berlin. Über vier Tage wird getanzt. Das argentinische Tanzlehrerpaar Natalia und Agustin aus Belgien unterrichten die tangobegeisterten Teilnehmer zum Thema Musikalität. Die meiste Zeit wird auf englisch unterrichtet. Die Praxis wird ergänzt durch Videobeispiele auf einer großen Leinwand. Andreas Lehrke aus Berlin führt in den Chacarera ein, ein argentinischer Gruppentanz.
Tänze mit wechselnden Partnern gehören mit zum Tangofestival. „Es ist besonders hier auf Amrum, daß wir in offenen Klassen tanzen, das heißt auch wechselnde Tanzrollen im Führen und Folgen. Auch Männer mit Männern oder Frauen mit Frauen tanzen zusammen. Da alles ganz ungezwungen ist, entsteht eine sehr harmonische Stimmung. “Bei allen steht die Freude am Tango im Vordergrund”, erklärt Matthias Menk, einer der Initiatoren des Festivalitos. Was genau ist dieses Tangofeeling? „Es ist ein Gefühl, eine Stimmung, ein Miteinander und Zusammensein. Man hört sich zu, geht auf sein Gegenüber ein”, erklärt einer der 130 Teilnehmer. Natürlich gibt es ein Tanzvokabular. Doch durch die nonverbale Kommunikation mit dem Partner entsteht der eigentliche Tanz als eine Improvisation, geleitet von der Musik und interpretiert von dem Tanzpaar.
Neben den Workshops fand jeden Tag eine Milonga statt – ein typisches Tanzfest für Tango Argentino, die erste davon am Donnerstag mit der Unterstützung von Helmut Splinter im Amrum Spa in Wittdün mit Blick auf die Dünen. Ab Freitag wurde das Norddorfer Gemeindehaus mit Unterstützung der Amrum Touristik zum Veranstaltungsort des Tango-Festivalitos. Verantwortlich für die Musik waren professionelle DJs, wie z.B Jessica Carleson aus Stockholm, Andreas Lehrke aus Berlin und Birgit Jost aus Flensburg.
Bevor am Sonntag Nachmittag die Amrumer Pianistin Mariko Koide mit eigenen Tangokompositonen zum Tanzen aufforderte, war das Highlight des Festivals am Samstag Abend die Milonga mit Livemusik. Aus Malmö/Schweden waren die vier Musiker vom “Cuarteto Tangarte” gekommen, um dies Fest zu etwas ganz Besonderem zu machen. Über zwei Stunden spielten sie und wurden durch tosenden Applaus zu mehr und mehr Zugaben gebeten. An diesem Abend waren auch einige nicht-tanzende Zuschauer gekommen. Ein kleines Buffett und ein Stand mit Tanzbekleidung ergänzten den Abend, an dem Rotwein und Tangoklänge ein Gefühl von Argentinien nach Amrum brachten. Zwischendurch gab es einen Geburtstagswalzer, bei dem das Bremer Geburtstagskind von vielen Tänzern betanzt und immer wieder „abgeklatscht” wurde. Den krönenden Abschluss bildete die Show von Natalia und Agustin, die mit drei Show-Tänzen zeigten, wie unterschiedlich und faszinierend Tango ist und sein kann. „Das war alles Improvisation, wir haben die Tänze nicht einstudiert, sondern haben uns von der Musik treiben lassen”, erzählt Agustin nach der Show. Doch es war keine auf jeden Schritt, jede Haltung, jede Geste festgelegte Show – es war TANGO!