„Bei  -5° um die Odde“ oder auch „Ein Nachtrag zu Sturm Zoltan“…


Eigentlich wollten wir nur um die Odde gehen und vielleicht Kegelrobbenbabys sehen. Nachdem es auf Amrum wochenlang stürmisch mit viel Regen war und auch die  Weihnachts- und Neujahrsfeiertage nicht gerade zu längeren Wanderungen einluden, kam auf einmal der Winter mit sogar Schnee zurück und bescherte uns am Sonntag herrlichen Sonnenschein bei frostigen Temperaturen. So beschlossen wir direkt nach Sonnenaufgang mit unserem „Leihhund Wilma“ loszugehen. Bei -5°, klarer Sicht und leichtem Nordostwind starteten wir ab „Ban Horn“ über die Wattseite in Richtung Nordspitze. Außer uns war kaum jemand unterwegs, die meisten Gäste,  die über die Feiertage die Insel bevölkerten, waren abgereist.

Schon nach den ersten Metern hinter dem Bohlenweg zum Ausgangspunkt der Wattwanderungen in Richtung Vogelwärterhäuschen fiel mir eine deutliche Abbruchstelle am Dünenrand auf und ich erinnerte mich an meinen Artikel „Sturm Zoltan über Amrum“ vom 23.12.2023, in dem ich schrieb „Auf Amrum gab es keine größeren Schadensfälle“. Wohl hatte der Vogelwärter Jochen Werner in Ergänzung zu meinen Ausführungen darüber berichtet, dass es im Bereich der Odde größere Sandverluste gegeben hat, und ich hatte seitdem eigentlich vor, mir selbst davon ein Bild zu machen, was ich nun endlich auch tun konnte. So schön und ruhig die Wanderung um die Odde auch war, so erschrocken war ich auch über die Schäden, die Sturm „Zoltan“ kurz vor Weihnachten offensichtlich insbesondere an der Dünenlandschaft im Naturschutzgebiet „Amrumer-Odde“ angerichtet hatte. Die vom Vogelwärter beschriebenen Schäden im Bereich der Aussichtsplattform am Übergang an der Nordspitze von der Watt- zur Seeseite sind zwar einigermaßen behoben, dennoch kann man noch deutlich die enormen Sandverschiebungen wahrnehmen. Ganz extrem fallen dann an der Seeseite die massiven Dünenkantenabbrüche auf, und tatsächlich findet man teilweise eine mehr als 3 Meter hohe Steilküste vor. Im Bereich der Dünentäler „Oodstiandääl“ und „Bakerdääl“, die sich nahe der eigentlichen Odde von der Westseite zur Ostseite in Höhe der Ruinenreste der ehemaligen DGzRS-Station-Odde (1912 – 1930) ziehen, kann man sogar den Eindruck gewinnen, als hätte hier ein Dünendurchbruch gedroht. Die größten Sandabtragungen, auch mit stellenweisem Totalverlust der Halmpflanzungen, hat es wohl im Bereich nördlich von „Ban Horn“ gegeben, hier ist bespielweise der Übergang zum Fahrradständer kaum mehr passierbar. Allerdings konnte ich den Eindruck gewinnen, dass „Ban Horn“ selbst derzeit recht sicher erscheint. Noch vor drei Jahren drohte hier ja tatsächlich ein Durchbruch. Das Landschulheim wurde schon mit Sandsäcken gesichert, an der Dünenspitze waren es höchstens noch 1,5 Meter die bei einer Sturmflut vom Wellenanschlag entfernt waren. Bei „Zoltan“ war ich hier ebenfalls an der Dünenspitze und konnte fotografisch festhalten, dass beim Höchstwasserstand die Nordsee nicht ganz bis an die Dünenkante reichte. Der Kniepsand wandert ja bekanntlich nordwärts, und offensichtlich haben die in früheren Jahren in diesem Bereich durchgeführten Sandaufschüttungen ihren Zweck erfüllt und zusammen mit den hier standhaft gebliebenen Halmpflanzungen, zur Sicherung der Dünenkante beigetragen.

Ban Horn, Januar 2024

Es war beeindruckend die Folgen der Gewalt der Nordsee zu sehen, und weiterhin erinnerte ich mich daran, dass ich nach „Zoltan“ auch an anderen Stellen auf Sturmfolgen im Küstenbereich aufmerksam geworden bin. Vor allem kam es zu Beschädigungen an den Wegen an der Wattseite im Bereich Nebel am „Oner Kial“ in Höhe „Böle Bonken Bank“ und „Ual Aanj“ zwischen Wurftaubenstand und Steenodde. Hier ist die Abbruchkannte nur noch ganz knapp an dem erst im letzten Jahr neu angelegten Wanderweg. Und am Fähranleger in Wittdün hat „Zoltan“ wohl zu Schäden an der Spundwand geführt, es gab an einer Stelle eine Unterspülung mit einem Einbruch der Pflasterung.

Somit muss ich meine Aussage „Auf Amrum gab es keine größeren Schadensfälle“ vom 23.12. revidieren. Diese gilt somit nur in Bezug auf Personenschäden.

Ach ja, um nochmal kurz auf unsere Umrundung der Odde zurück zu kommen: Kegelrobbenbabys haben wir leider keine gesehen.

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Über Peter Totzauer

Dr. med. Peter Totzauer, Facharzt für Allgemeinmedizin, Facharzt für Anästhesie, Notfallmedizin, Spezielle Schmerztherapie, geb. 1954 in Fürth/Bay.,hat, bedingt durch den Beruf des Vaters, als Kind u.a. 4 ½ Jahre in Frankreich gelebt. Abitur 1974 in Köln, Studium der Humanmedizin an der Universität Bonn. Seit 1982 ärztlich tätig, davon viele Jahre als Oberarzt in der Anästhesie und als Leitender Notarzt in Euskirchen. War 2007 für ein halbes Jahr im Rahmen einer „Auszeit“ vom Klinikalltag bei seiner Lebensgefährtin Claudia auf Amrum. Dies hat ihm so gut gefallen, dass er seit Ende 2008 seinen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt ganz auf die Insel verlegt hat und hier seit 2010 mit in der „Praxis an der Mühle“ arbeitet. Er hat zwei erwachsene Kinder, sein Sohn ist niedergelassener Physiotherapeut in Neuss, seine Tochter ist Lehrerin an der Öömrang Skuul.

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