… mit der Öömrang Teooterskööl und ihrem Stück: „Heest du al arewd of snaakest dü noch mä din famile“ („Hast du schon geerbt oder sprichst du noch mit deiner Familie“) im Schullandheim Honigparadies.
An 3 Tagen hatten vor allem öömrangverstehende Zuhörer:innen viel Spaß an dem Stück aus der Feder von Annegret Wollny und Jürgen Krahmer.
Marret Dethlefsen begrüßt das Publikum mit den Worten.“ Schön, dass Ihr den Weg zu uns gefunden habt. Wenn Ihr keine Lust hättet zu kommen, müssten wir nicht üben – und so wäre es uns über den Winter ganz schön langweilig. Dieses Jahr spielen wir zum ersten Mal in diesen Räumen und möchten uns schon einmal recht herzlich bei der Familie Laxy dafür bedanken, dass wir so freundlich aufgenommen wurden und keine Saalmiete zahlen müssen. Es wird euch auffallen, dass in diesem Stück nicht ständig der Alkohol auf dem Tisch steht. Es reicht auch ein Kaffee. Allerdings möchten wir nicht auf das Teegebäck verzichten, dass Marianne Ottner stets für uns gebacken hat. Solange das Gebäck auf dem Tisch steht, ist Marianne in unserem Herzen immer bei uns.“ Weiterhin führt Marret aus, dass das Stück in Teamarbeit entstanden sei. Das Grundgerüst haben Annegret und Jürgen bereits im November geliefert – aber ständig seien über Winter neue Ideen von den Mitspielenden gekommen, die man gerne eingebaut habe, so dass ein lebendiges Stück erarbeitet wurde, in dem auch die neuesten kommunalpolitischen und geschäftlichen Ereignisse auf Amrum eingeflossen seien.
Aber worum geht es eigentlich?
Drei in schwarz gekleidete Frauen sitzen am Tisch in ihrem Elternhaus auf Amrum und betrauern ihre Mutter, die sie soeben zu Grabe getragen haben. Es sind die Schwestern Marret, Steffi und Kinka. Der Vater ist schon vor einiger Zeit verstorben, so dass dieses Haus in Zukunft leer stehen wird. Alte Fotoalben auf dem Tisch zeugen von einer glücklichen Kindheit im damals neu gebauten Haus. Beim Durchblättern der Alben können die Drei sogar über die eine und andere Anekdote schmunzeln und viele alte Handwerkernamen werden in den Raum geworfen. (Die Zuschauer können dank der modernen Technik teilhaben an der Freude der drei Frauen, da die Bilder per Beamer an die Bühnenwand geworfen werden – super Idee!). Dann klopft es und Herr Buchspan, der Notar aus Bredstedt, betritt die Bühne. Er erläutert das Testament der Eltern: alle drei Schwestern erben zu gleichen Teilen das Elternhaus. Weiterhin verliest er den letzten Wunsch der Mutter, den er als Brief vorliegen hat. Sie schreibt: “Wie schön wäre es, wenn das Haus weiterhin im Besitz der Familie bliebe.“
Die Töchter Marret und Steffi wohnen mit ihren Familien auf Amrum, während Kinka vor etlichen Jahren ihrer großen Liebe aufs Festland gefolgt ist und seitdem mit Mann und zwei Kindern in Dresden lebt. Sie könnte sich aber durchaus vorstellen, mit ihrer Familie zurück nach Amrum zu kommen, um das Elternhaus wieder mit Leben zu füllen – dies muss natürlich zunächst ausführlich mit ihrer Familie in Sachsen besprochen werden. Sie will noch mit der letzten Fähre die Insel verlassen. Alle haben total die Zeit vergessen und nun eilt es, denn die Fähre wartet nicht. Kinka meint: “Ruft mir doch schnell ein Taxi!“ Ein Taxi???
Marret bringt ihre Schwester dann schnell zur Fähre.
Währenddessen treffen sich Jürgen und Thorsten, die auf Amrum lebenden Schwiegersöhne der Verstorbenen, und überlegen, was man wohl für das Haus bekommen könnte. Ein neues Auto, ein neues Boot oder eine Fahrt mit der Aida sind für jeden bestimmt drin. Auch das Inventar und den Schmuck der vorhandenen Friesentracht haben sie gedanklich schon innerhalb der Familie aufgeteilt. Oder sollte man nicht vielleicht einen Flohmarkt organisieren oder alles bei „Bares für Rares“ anbieten? Und dann gibt es da noch das ziemlich neue E-Bike der Schwiegermutter. Ein Spiel entscheidet, dass dieses Rad von nun an Thorsten gehört – der damit auch schnell hinter der Bühne verschwindet.
Dafür kommen die Sladderwüfan (Tratschtanten) Martina und Elisabeth auf die Bühne. Sie wissen immer das Neueste und haben mitbekommen, dass Jürgen und Thorsten sich jeweils bei einer der beiden ansässigen Banken auf Amrum nach dem Wert des Hauses erkundigt haben. Wobei Elisabeth erstaunt darüber berichtet, dass man sich in Wittdün in der Bank nur noch mit einem Fernseher unterhalten kann. Sie wusste gar nicht, dass es so etwas gibt. Für diese beiden Damen ist klar: Die Männer möchten, dass das Haus möglichst schnell verkauft wird! Sie geben das neu erworbene Wissen zeitnah an die Ehefrauen weiter – worauf Marret ihrem Jürgen erst mal lautstark die Meinung sagt: „Hier wird nix verkauft!“ Auch die Angebote von den inselansässigen Immobilienaufkäufern werden von den Schwestern sofort ausgeschlagen.
Dann folgt ein Szenenwechsel: Plötzlich sitzt man in Kinkas Küche in Dresden und kann teilhaben, an der Diskussion, ob man sich einen Umzug nach Amrum vorstellen könnte. Die beiden jugendlichen Kinder sind in den Ferien schon immer gerne bei der Oma auf Amrum gewesen und können sich den Schulabschluss mit anschließender Ausbildung auf Amrum gut vorstellen. Auch Jan, der 3. Schwiegersohn, ein gebürtiger Sachse und gelernter Elektriker, ist sich sicher, dort schnell eine Anstellung zu finden. Kinka fährt am Wochenende zurück nach Amrum, um ihren Schwestern persönlich mitzuteilen, dass sie und ihre Familie das Elternhaus gerne übernehmen möchten.
Marret und Steffi freuen sich sehr über den spontanen Besuch ihrer Schwester und finden es toll, dass sie zurück nach Amrum kommt, um das Haus zu übernehmen, so dass es in der Familie bleiben kann – haben aber eigentlich gerade keine Zeit, da es Wochenende ist und sie Bettenwechsel haben. Sie raten ihrer Schwester, ihre Wellnessmaske zu entfernen, um beim Putzen zu helfen, dann könnten anschließend alle miteinander beim Kaffee alles besprechen.
Zwischenzeitlich gibt es zwei neue Darsteller auf der Bühne: das Ehepaar Binge – alte Stammgäste der Familie. Die beiden wohnen auf der Hallig Hooge und machen seit Jahrzehnten Urlaub auf Amrum – wobei sie ihren Freunden auf Hooge immer von Urlaubsfahrten in ferne Länder berichtet haben. Aber eigentlich wollen sie gar nicht weit verreisen, sondern haben nur die Nase voll vom ständigen Landunter. Der erste Spaziergang führt sie zu den Salzwiesen, von wo sie mit dem Fernglas meinen eine Ruine zu erblicken. Beim zweiten Hinschauen wird ihnen klar, dass kann nur das Haus des Gastes ist.
Wieder bei ihrer Ferienunterkunft angekommen, entdecken sie den ziemlich geknickt wirkenden Jürgen, der ein Schild um den Hals trägt mit der Aufschrift: Hier ist nichts zu verkaufen! Dies ist eine eindeutige Aussage: Das Haus bleibt in der Familie. Wie gut, dass sich dies von Anfang an die gesamte Familie gewünscht hat – auch die Schwiegersöhne! Sollte dies irgendjemand anders verstanden haben? Dann wäre das ein Missverständnis. Dann kommt Marret dazu, dreht das Schild um (Text: Kein Bier für Nazis) und mahnt ihren Jürgen zur Eile. Sie wollen noch zur Demo nach Norddorf.
Im letzten Akt kommt noch einmal der Notar auf die Bühne: Er hat den Vertrag für die Hausübergabe in seiner Aktentasche. Diesen sollen die Schwestern unterschreiben, bevor man mit dem Sekt anstoßen will, den Enkel Nigg gekonnt eingeschenkt hat. Doch zunächst möchte Enkelin Pia den Tisch noch mit einer festlichen Tischdecke der Oma dekorieren, wie es sich für einen feierlichen Anlass gehört. Dabei fällt ein Schreiben auf die Erde, das in dieser Tischdecke versteckt war. Ein letzter Brief der Oma, sie schreibt: “Wenn Ihr diesen Brief gefunden habt, seid ihr euch einig geworden. Wie schön, ich habe nichts anderes erwartet. Woher ich das weiß? Sonst läge nicht die festliche Decke auf dem Tisch!“
Plötzlich hört man ein ordentliches Scheppern hinter der Bühne. Thorsten kommt leicht lädiert ins Rampenlicht: Er ist auf seiner Tour mit dem E-Bike gestürzt, weil ihm ausgerechnet eines dieser roten Schilder im Weg stand, die neuerdings in Nebel aufgestellt sind. Nun ist das Rad leider Schrott.
Aber auch er stößt gerne auf die Hausübergabe an – nachdem er aus dem Brief der Oma erfahren hat, dass eigentlich Jürgen das E-Bike erben sollte. Aber der wollte doch nie eins, oder ???
Mit einem riesigen Applaus bedankte sich das Publikum für die lebendige, kurzweilige Darbietung auf einer gelungen dargestellten Bühne mit sehr passend arrangierten Kostümen und liebevoll gestalteten Requisiten. Alle Schauspieler haben ihre Charaktere hervorragend dargestellt und sich gekonnt als Team präsentiert. Es müssen alle gut ihren Text geübt haben, denn es ist nicht aufgefallen, dass Annegret Wollny als Souffleuse oft im Einsatz war.
Die bei der Abschlussszene getragenen farbenfrohen Trachten haben die Mädels der Trachtengruppe übrigens im Winter selbst genäht berichtet Marret Dethlefsen. Es handelt sich dabei um eine Vorstufe der heutigen bekannten Amrumer Tracht, die im kommenden Sommer auch den Gästen bei den Aufführungen der Trachtengruppe präsentiert werden sollen.
Bevor man zum Abschluss noch die Amrumhymne „Dü min tüs…“ anstimmte, richtet Marret Dethlefsen noch einmal das Wort an die Gäste: Die gesammelten Spenden gehen dieses Jahr an den TSV, der im Sommer ein großes Sommerfest ausrichten möchte.