Dieser Gottesdienst war ein „Ausnahmefall“ …


Marret in alter Amrumer Tracht und Pastor Richard Hölck …

Wenn Friesen im Gottesdienst singen und beten, dann machen sie es meist auf Deutsch. Ein friesischer Gottesdienst ist eine absolute Ausnahme, so wie der am vergangenen Sonntag in der St. Clemens-Kirche in Nebel auf Amrum, der wurde in Amrumer Friesisch auf Öömrang abgehalten.

Der friesische Gottesdienst findet immer um den Tag des Biakebrennen (21. Februar) statt. Mehrere friesisch sprechende Pastoren haben in der St. Clemens-Kirche den doch seltenen Gottesdienst, mit Unterstützung von friesisch sprechenden Amrumer*innen – durchgeführt. Hier sind zu erwähnen die ehemaligen von Föhr stammenden Pastoren Ernst Martin und sein Bruder Christian Dahl und natürlich Richard Hölck von Amrum.

In diesem Jahr hatte der Wandsbeker Pastor Richard Hölck, wieder einmal Platz in seinem Terminkalender um in seiner Inselkirche einen besonderen Gottesdienst abzuhalten.

Nicht zum ersten mal untermalte der gebürtige Amrumer den Gottesdienst in seiner Muttersprache, auf friesisch im Amrumer Dialekt dem Öömrang. 2009 war Richard ein erstes Mal als Friesisch-Pastor in seiner St. Clemens-Kirche, hier wurde er getauft und konfirmiert. Auch 2017, 2018 und 2019 wurde der Gottesdienst unter der Beteiligung von Richard auf Öömrang durchgeführt. Drei verschiedene Insel-Pastor*innen hat er hier erlebt – Friederike Heinicke, Georg Hildebrandt und Martje Brandt.

Kinka Tadsen in der Sonntagstracht …

Der diesjährige Gottesdienst wurde wieder von Amrumer*innen ausgearbeitet und mit Pastor Richard Hölck durchgeführt. Das Amrumer Team bestand aus: Andrea Hölscher, Jan und Helga Ruempler, Anke Tadsen, Kinka Tadsen, Kirsten Tadsen, Maike Tadsen sowie der Kirchenmusikerin Verena Zahn und dem Chor der Kirchengemeinde St. Clemens. Richard merkte an: „Ihr macht den Gottesdienst“ und ich habe hier „nur“ zu predigen“.

Die St. Clemens-Kirche war an diesem Sonntag gut besucht und der Ablauf des Gottesdienstes konnte man anhand eines zweisprachigen (Öömrang/Deutsch) Gottesdienstheftes verfolgen. Auf die Frage von Richard Hölck, wer von den Anwesenden kein Friesisch kann, stellte sich heraus das etwa die Hälfte von den Kirchgänger*innen dem Friesischen nicht mächtig war.

Als die Kirchturmglocke verstummte ertönte die Orgel der St. Clemens-Kirche. Kirchenmusikerin Verena Zahn spielte zur Eröffnung des Gottesdienstes „Dü min tüs min öömrang lun“.

Pastor Richard Hölck begrüßte die zahlreichen Besucher*innen des friesischen Gottesdienstes.

Der Chor der St. Clemens Kirchengemeinde …

Mit dem gemeinsam gesungen Lied „God sin leefde as üs a san“ („Gottes Liebe ist wie die Sonne“) ging es weiter.

Jan Ruempler trug auf Öömrang den Psalm 25 vor, später folgte ebenso die Vorlesung aus dem Evangelium nach Johannes im Kapitel 3.

Nach dem Glaubensbekenntnis predigte Pastor Richard Hölck aus dem Johannesevangelium, es ging um „Licht und Finsternis“ („Laacht an Jonken“).

Zum Abschluss sangen alle Anwesenden das Lied „Dü min tüs, min öömrang lun …“.

Richard bedankte sich beim Team, wo er gerne mitgewirkt hat und bei den zahlreich erschienenen Besuchern des friesischen Gottesdienstes.

„Ich komme gerne wieder auf meine Heimatinsel und mache für euch die Öömrang Hööw, ihr müsst nur Bescheid geben“, so der Hamburger Pastor.

Amrumer Vorgängertracht …

Ein Hingucker an diesem Sonntag waren einige Amrumerinnen in Friesentracht. Kinka Tadsen kam in der Sonntagsstracht (schlicht schwarz, für Feld- und Hausarbeit. So gingen Frauen zur Kirche) und einige Mitgliederinnen der Amrumer Trachtengruppe hatten die Vorgängertracht angezogen. Diese wurden an mehreren Nähtagen, unter sachkundiger Anleitung, selbst angefertigt (Amrum News berichtete).

 

Pastor Richard Hölck

wurde 1960 in Norddorf auf Amrum geboren, seine Eltern sind der in Norddorf geborene Richard Hölck und die in Teising/Bayern geborene Marianne Hölck, geb. Boyens.

Richard besuchte zunächst die Schule in Norddorf (damals noch im alten „Seeheim“) und ab 1968 die Dörfergemeinschaftsschule in Nebel. Mit dem Realschulabschluss verließ er die Insel und ging dann in die Ausbildung. 1977 begann seine Ausbildung zum Koch, danach leistete er seinen Wehrdienst bei der Deutschen Marine ab. Es folgten verschiedene berufliche Aufenthalte im Ausland, so war er als Koch in Südafrika und Australien tätig.

Doch Richard wollte was anderes machen und so entschied er sich zunächst einmal das Abitur nachzuholen, dieses geschah dann in Hamburg.

In Marburg absolvierte er das Studium in Theologie und Psychologie. Das Thema seiner Examensarbeit handelte von den erzählenden Grabsteinen auf Amrum und den Symbolen darauf.

In der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis, besser bekannt als „Michel“ bekam er ein Vikariat (Vorbereitungszeit auf den Beruf des Pastors).

Seit dem 01. Dezember 1997 ist Richard Pastor in der Ev.-Luth. Christus-Kirchengemeinde Wandsbek in der dortigen Christuskirche. Diese ist immer sehr gut besucht, aber das hat auch einen Grund. Richard ist für seine außergewöhnlichen Gottesdienste in Wandsbek bekannt. Um einen freien Kopf zu bekommen schwingt er sich für eine Spritztour gerne mal auf seine Harley. Der NDR begleitete Richard 2011 bei einer seiner Fahrten, der Titel: Typisch! – „Mit der Harley zur Predigt“.

Richard ist verheiratet und hat zwei Kinder (28 und 19), noch wohnt er im Pastorat in Hamburg-Wandsbek. 2026 wird er emeritiert, dass heißt er hat ausgedient – er geht in den Ruhestand und muss dort ausziehen, was bietet sich denn da besser an als die alte Heimat. Nach 50 Jahren kehrt Richard mit seiner Familie wieder auf die Insel Amrum zurück, dann wird in das Haus im Ual Saarepswai in Norddorf eingezogen, allerdings muss dort zuvor noch Hand angelegt werden. Hartelk Welkimen!

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Über Gerd Arnold

Gerd Arnold, 1957 in Nebel auf Amrum geboren. Ein „echter“ Amrumer mit der friesischen Sprache (öömrang) aufgewachsen. Bis 1972 die Schule in Nebel besucht, danach Elektroinstallateur in Wittdün gelernt. 1976/77 in Wuppertal den Realschulabschluss nachgeholt. Ab Oktober 1977 als Berufssoldat bei der Bundesluftwaffe und seit November 2010 Pensionär. Nach vielen Jahren der verzweifelten Suche nach passenden „bezahlbaren“ Wohnraum auf Amrum endlich fündig geworden, seit Februar 2022 wieder ständig auf Amrum. 2019 ins Team der Amrum News integriert, aber das soll neben dem Angeln nicht die einzige Aktivität auf der Insel bleiben.

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