Für uns ist es heute ganz selbstverständlich, dass jeder einen Weihnachtsbaum hat. Dabei wurde er auf den Nordfriesischen Inseln erst nach der Mitte des 19. Jahrhunderts üblich.
Wann dies auf Amrum genau der Fall war, darüber berichtet uns Bandix Friedrich („Böle“) Bonken (1839-1926) in seiner Selbstbiographie. Bonken wurde auf der Hallig Gröde geboren, wuchs aber auf Langeness auf. Er besuchte das Lehrerseminar in Tondern und wurde 1865 Lehrer und Küster auf Amrum. Diese Ämter hatte er bis zu seiner Pensionierung 1893 inne. Er schreibt nun in seinen Aufzeichnungen, dass es der Gemeinde eine große Freude bereitete, „als der erste Weihnachtsbaum am Weihnachtsabend 1871 mit seinen Lichtern die Schule erhellte“. Er hatte allerdings keinen richtigen Baum besorgen können, sondern ließ von einem Steuermann, der kurz zuvor von einer langen Seereise zurückgekommen war, ein baumartiges Gestell aus Holz anfertigen. Dazu bohrte man in einen Stock mehrere Löcher, durch die Stäbe gesteckt und mit Heidekraut umwickelt wurden, um ihnen eine Ähnlichkeit mit Tannenzweigen zu verleihen. Ein alter Kupferschmied machte die Lichthalter, die an den Enden der Stäbe angebracht wurden. So war der erste Amrumer Weihnachtsbaum (fries. julbuum) fertig.
Anschaulich beschreibt Bonken nun, wie dieser Weihnachtsbaum in der Gemeinde eingeführt wurde:
„Nun kam der 24. Dezember 1871. Abends 6 Uhr stand um das alte Schulhaus zu Nebel eine große Menschenmenge. Alte und Junge warteten auf den Augenblick, dass sich die verschlossene Schultür öffnen würde. Als dies geschah, war das Gedränge so groß, dass manche nur noch in das Schulgebäude getragen und geschoben wurden. Der Raum füllte sich. Um den brennenden Baum standen die Kinder der Gemeinde und unter ihnen die vielen, vielen Waisen mit vor Freude strahlenden Gesichtern, da sie solchen Lichtglanz noch nie gesehen hatten. Auf Bänken und Tischen, in den Gängen und an den Fenstern drängten sich die Erwachsenen. Sodann hielt ich eine Ansprache, bezugnehmend auf die Weihnachtsgeschichte. Dann wurden die Gaben verteilt; Arme, Kranke und Verlassene fanden besondere Berücksichtigung. Für die Kleinsten durften die Mütter Zuckersachen oder Pfeffernüsse aus der Feier mit heimbringen.“ Aus dieser Darstellung lässt sich unschwer herauslesen, welchen tiefen Eindruck der erste Weihnachtsbaum für die Menschen auf Amrum damals hinterlassen hat.
Bis der erste „richtige“ Weihnachtsbaum auf Amrum aufgestellt wurde, dauerte es noch bis 1878. Und wiederum war es Bonken, der ihn besorgt und in der Schule aufgestellt hatte. In den Folgejahren wurde dieser Weihnachtsbrauch immer beliebter, wenn auch nur sehr langsam und nur in einzelnen Häusern. Erst um die Jahrhundertwende wurde er allgemeiner, wobei aber wegen der Baumarmut auf der Insel und der damals schwierigen Verkehrsverbindungen, weiterhin auch diese künstlich hergestellten Gestelle verwendet wurden.
Reinhard Jannen für Amrum-News
Moin,
wunderschön der Amrumbaum. Wir haben uns den schon vor vielen Jahren auf Amrum von einem Schreiner anfertigen lassen und erfreuen und jedes Jahr wenn wir ihn zu Hause bei uns im Rheinland aufstellen dürfen. So können wir uns schon in der Adventszeit auf Weihnachten und auf Amrum einstimmen. Ob wir dieses Jahr Weihnachtemn auf die Insel kommen steht ja leider noch in den Sternen.
Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. In diesem Sinne eine schöne und besinnliche Adventszeit mit ganz viel Gesundheit!!!!!
Brigitte Reuter