Amrum, die Insel der Zigarettenkippen?


Aschenbecher ausgeleert …

In Ergänzung zum Artikel „Brauchen wir einen Natur-Knigge für Amrum?“ (Amrum News 13.Juli 2021) soll hier ein weiteres „brennendes“ Thema in Sachen Umweltschutz aufgezeigt werden: ZIGERETTENKIPPEN. Man findet sie überall. Auch auf Amrum. Am Strand, auf den Geh- und Bohlenwegen, am Straßenrand etc.. Besonders krass ist es wenn rücksichtslose Menschen ganz offensichtlich ihre übervollen Aschenbecher einfach in den Wald kippen (so gesehen am Tannenwai zwischen Fachklinik Satteldüne und Waldspielplatz).

Muss doch nicht sein …

Ein weiterer Hotspot der wilden Kippen-Entsorgung ist auch der öffentliche Parkplatz der Gemeinde Nebel, der auch von den Besuchern der Arztpraxis an der Mühle genutzt wird. Der Verfasser dieses Artikels liest hier jede Woche gut ein Dutzend Kippen auf. Besonders entsetzt war er einmal über die Antwort eines Rauchers, den er auf seine „Tat“ ansprach: „Was soll ich denn machen? Hier gibt es ja keinen Ascheneimer!“

Hier spielen auch Kinder …

Jeder aufgeklärte Bürger weiß, dass Rauchen eine Sucht und gesundheitsgefährdend ist. In unserem freiheitlich rechtlichen System kann ein jeder selbst darüber bestimmen wie er mit sich und seiner Gesundheit umgeht. Das ist in Ordnung. Aber wie sieht es damit aus, wenn die Allgemeinheit Schaden nehmen kann? Zigarettenstummel sind extrem robust und brauchen bis zu 15 Jahren um in der Natur vollständig zu verrotten. Giftig sind vor allem die ca. 4000 verschiedene im Zigarettenfilter gespeicherten schädlichen Stoffe. Eine einzige Kippe kann mit ihrem giftigen Gemisch bis zu 50 Liter sauberes Grundwasser verunreinigen. Genau genommen sind die Zigarettenkippen also als Sondermüll anzusehen.

Extreme Brandgefahr …

Nicht zu vernachlässigen ist auch die Brandgefahr, die von nicht sachgemäß ausgemachten Kippen ausgeht. Gerade in dieser heißen Jahreszeit mit der derzeitigen extremen Trockenheit kann ein glimmender Zigarettenrest rasch einen Waldbrand entfachen oder das Dünengras in Flammen aufgehen lassen.

Schon lange hat unser Staat Maßnahmen ergriffen um die ungewollte Gefährdung von Menschen durch das Rauchen einzudämmen. Werbeverbot für Tabakwaren, Warnhinweise auf Zigarettenschachteln, Steuererhöhungen für Zigaretten, Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden (Stichwort Mitrauchen) etc., sind uns alle bekannt. Gegen die Umweltverschmutzung durch Zigarettenkippen wird aber noch nicht allzu viel unternommen. Zwar gibt es einige Gemeinden in Deutschland die bis zu 100 € Strafe für das Wegwerfen von Zigarettenstummeln in Aussicht stellen, aber Hand aufs Herz, wer hat schon einmal davon gehört, dass jemand eine Strafe entrichten musste? Hier sollten noch viel schärfere Regeln aufgestellt werden, z.B. die Einführung von Pfand auf Zigaretten. Für jede Zigarette ein Pfand von 1 €, dann wären unsere Umwelt diesbezüglich wieder sauber!

Kostenlos an viele Stellen zu haben …

In den 1990iger Jahren ist der Anteil der rauchenden Bevölkerung Deutschlands zwar stetig gesunken, hält sich aber seit 2000 in etwa auf einem gleichbleibenden Level. Für 2020 können folgende Zahlen angenommen werden: Bevölkerungszahl Deutschland 83,2 Mio, davon rauchen etwa 27% entsprechend etwa 22 Mio Menschen. Und ein Teil davon vergiftet mit seinen weggeworfenen Zigarettenkippen unsere Umwelt.

An dieser Stelle folgt ein Appell an alle rauchenden Mitbürger: Wenn Ihr schon in unserer schönen Amrumer Natur qualmen müsst, dann nehmt Euren giftigen Müll mit nach Hause oder entsorgt ihn wenigstens in einem der vielen auf der Insel aufgestellten Mülleimer. Bei der Amrum Touristik und in vielen Geschäften bekommt man auch kostenlos sogenannte „Strandascher“, in denen man den Transport der Kippen problemlos bewerkstelligen kann. Dieser Aufruf gilt für Amrums willkommene Gäste ebenso wie für die Amrumer selbst.

Anmerkung der Redaktion: Peter Totzauer hat und dreimal soviel Bilder geschickt, die wir hier nicht alle veröffentlichen konnten. Ausbeute von einem kurzen Spaziergang …

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Über Peter Totzauer

Dr. med. Peter Totzauer, Facharzt für Allgemeinmedizin, Facharzt für Anästhesie, Notfallmedizin, Spezielle Schmerztherapie, geb. 1954 in Fürth/Bay.,hat, bedingt durch den Beruf des Vaters, als Kind u.a. 4 ½ Jahre in Frankreich gelebt. Abitur 1974 in Köln, Studium der Humanmedizin an der Universität Bonn. Seit 1982 ärztlich tätig, davon viele Jahre als Oberarzt in der Anästhesie und als Leitender Notarzt in Euskirchen. War 2007 für ein halbes Jahr im Rahmen einer „Auszeit“ vom Klinikalltag bei seiner Lebensgefährtin Claudia auf Amrum. Dies hat ihm so gut gefallen, dass er seit Ende 2008 seinen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt ganz auf die Insel verlegt hat und hier seit 2010 mit in der „Praxis an der Mühle“ arbeitet. Er hat zwei erwachsene Kinder, sein Sohn ist niedergelassener Physiotherapeut in Neuss, seine Tochter ist Lehrerin an der Öömrang Skuul.

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4 comments

  1. Zuerst möchte ich anführen, “ICH BIN SELBST LEIDENSCHAFTLiCHER RAUCHER!” Rauchen in Innenräumen ist für mich TABU, also nur im Freien.
    Als ich diesen Bericht las und die Bilder sah war ich zu tiefst Erschrocken und noch mehr ENTTÄUSCHT.
    Wie können meine Mitraucher (m/w/d) so mit der Natur umgehen und besonders mit unserem AMRUM, der zweiten Heimat von meiner Frau und mir.
    Wenn ich unterwegs gehe nehme ich immer ein kleines Schraubglas mit und darin landen die Kippen und werden dann zu Hause entsorgt.
    Auch Müllbehälter sind überall zu finden, in die man seine Kippe und auch seinen Müll entsorgen kann.
    Daher meine Bitte und meine AUFFORDERUNG an ALLE meine Mitraucher (m/w/d) schmeißt Euere Kippe nicht
    einfach in die Natur.
    Und an ALLE: “Nehmt Eueren MÜLL mit! Der Müll gehört nicht in die Natur, sondern in Mülltonnen, am Besten zu Hause entsorgen!”
    Bewahrt die Schönheit unseres AMRUM für uns und vor allem für unsere Kinder, Enkel, Urenkel usw.
    Niemand möchte auf einer Müllkippe wohnen oder Urlaub machen! Außerdem kostet die Beseitigung eine Menge Zeit und Geld – wollen wir, dass die Amrumer – Gemeinden eine Umwelt – Müllbeseitigungsgebühr erheben müssen?
    (Oder muss es soweit kommen, wie teilweise im Ausland, wo sehr hohe Strafen auf Umweltsünder warten!)
    Daher nochmals mein Aufruf an alle Raucher und Müllsünder (m/w/d): ” Haltet unser AMRUM rein, es wird für uns ALLE eine FREUDE sein!
    Mit freundlichen Grüßen aus Südbaden
    Richard Niemack

  2. In Polen kostet eine weggeworfene Kippe 500,00 € !!!
    Ole Diedrichsen

  3. Die Ferkel sind halt überall. Mittlerweile müsste doch jeder wissen, dass es noch schlimmer als Plastik ist. Daran sterben Tiere, insbesondere Vögel, denn die fressen ja fast alles, was sie finden. Was hat so einer auf der Insel der reinen Natur zu suchen. Kaum einer macht so viel Schmutz wie Raucher. Jeder kann so viel rauchen wie er will, aber bitte, ohne den Abfall durch die Gegend zu schmeißen. Im letzten Jahr bei großer Hitze begegneten mir im Wald trotz der Trockenheit Raucher mit der brennenden Zigarette. Wo ist der Verstand bei erwachsenen Menschen. Von der Grundwasserverunreinigung ganz zu schweigen.
    Holt Euch doch einfach den kostenlosen Ascher. Das kann doch kein Problem sein.
    U.Schinkel

  4. Das ein Pfand auf “Zigaretten-Kippen” eine Lösung ist glaube ich nicht. Und wenn, wie soll das aussehen? 1€ pro Kippe kaum, denn dann wären die mehr Wert als eine Schachtel. Also eher 1€ pro Schachtelinhalt (ca. 20 Stck) und die passen auch kaum in einen kostenlosen Strandascher.
    Und wer sollte das “auszahlen”, ein Intelligenter Mülleimer mit einem “Kippenzähler” und Bargeld-vorrat? 😉

    Sind die Pappascher übrigens kostenlos weil sie sich durch Werbung finanzieren – für eine Zigaretten-Marke? Lustig!

    Es gibt an verschiedenen Stellen auch kleine Taschenascher aus Metall zu kaufen die deutlich länger halten weil sie stabiler sind. So einen benutze ich schon lange und er paßt auch bequem in eine Hosentasche.

    K.M.

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