„Panscho“ hat für immer die Insel Amrum verlassen …


Panscho vor einem seiner Bilder

Am vergangenen Pfingstwochenende ist der Amrumer Künstler „Panscho“ (Otfried Schwarz) im Alter von 80 Jahren verstorben. Seine kraftvollen, farbintensiven Bilder sind weit über die Grenzen von Amrum hinaus bekannt und haben weltweit Liebhaber gefunden.

Panscho wurde 1942 in Ostpreußen geboren und floh mit seiner Familie im Jahr 1945 nach Schleswig-Holstein. Sein Vater, Dr. Werner Schwarz war Musikwissenschaftler und seine Mutter Dora geb. Migge Kunstmalerin.  Zwischen 1961 und 1963 besuchte Panscho die Muthesius Kunsthochschule bei Prof. Brockmann in Kiel und begann dann 1963 sein Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin unter anderem bei Prof. Hans Jaenisch. Von 1968 bis 1975 lebte und wirkte Panscho auf Sardinien.

Seit 1961 besuchte Panscho regelmäßig Amrum, die Wintermonate verbrachte er in Berlin und die Sommermonate auf Amrum. In den letzten Jahren wurden die Berlinbesuche gesundheitsbedingt immer seltener und er lebte fast ausschließlich in seinem Haus in Nebel.

Die anfänglich kleinformatigen Bilder wurden im Laufe der Jahre immer größer und verzierten später sogar ganze Hauswände. Panscho war nicht nur ein großartiger Maler, er modellierte auch Skulpturen. Bei seinen Bildern ließ er sich oft von der Amrumer Natur inspirieren, Wasser, Strand, Dünen und auch immer wieder Menschen innerhalb dieser Umgebung, prägten viele seiner Werke.

Die legendäre Strandburg vom Nebeler Strand

Eines seiner „besonderen“ Kunstwerke war die Strandburg am Nebeler Strand. Alles was das Meer an den Strand spülte diente als Baumaterial. Viele bunte Plastikteile, Fischernetzte und Seile verzierten die aus Treibholz gebaute Strandburg. Die von den Herbst- und Winterstürmen oft beschädigte Burg wurde alljährlich im Frühjahr wieder hergerichtet. Dieses von zahlreichen Urlaubern bewunderte Kunstwerk war viele Jahre der Mittelpunkt legendärer Strandfeten. In den Sommernächten ging es hier hoch her und der „Partykönig“ Pancho wurde nicht müde, wen immer er traf einzuladen: „Ich mache Party am Strand, kommt alle und bringt etwas zu essen und zu trinken mit“. Viele folgten dieser Einladung und nachts war reger Betrieb am Nebeler Strand, wobei der Anteil von Teilnehmerinnen oft in der Mehrheit war. Die Strandburg erreichte Kultstatus und wurde im Jahr 2002 abgebaut und im Altonaer Museum samt Strand wieder aufgebaut und ausgestellt.

Panscho wurde über die Jahre ein echter Amrumer, jeder kannte Panscho aber Panscho kannte auch fast jeden. Durch seine offene, unkomplizierte Art bekam er schnell Kontakt und kaum tauchte er irgendwo auf, scharrten sich zahlreiche Leute um ihn. Er drängte sich nie in den Mittelpunkt, aber durch seine Art und seine Ausstrahlung wurde er automatisch zum Mittelpunkt.

Einer seiner ältesten Freunde auf Amrum, Wellem Peters, lernte Panscho schon während seiner Studienzeit in Berlin kennen. „Mitte der 60-er Jahre besuchte ich die Hotelfachschule in Berlin und auf einer Veranstaltung traf ich einen jungen Künstler, der mir erzählte, dass er von Amrum kommt. Seine Eltern hatten dort gerade ein Haus gekauft. Das war der Beginn unserer langen Freundschaft,“ so Wellem Peters, „wir haben vieles gemeinsam erlebt und ich konnte mitbekommen, wie er sich als Künstler aber auch als Mensch entwickelt hat. Ich habe das erste von Panscho gemalte Bild gekauft. Er war ein besonderer Mensch, er wird mir und auch Amrum sehr fehlen.“

Der Citroen DS

„Ein besonderes Verhältnis hatte Pancho zu seinem Oldtimer, dem Citroën DS mit Hydraulik-Federung,“ so Jesse, auch ein jahrelanger Amrumer Freund, „er hat keine Mühen und Kosten gescheut, dieses Auto zu erhalten. Der Citroën mit dem besonderen Design und Flair war wie für ihn entworfen. Panscho lebte das Künstlerleben wie man es sich vorstellt. Er war ein bescheidener Mensch, er brauchte nichts für sein Ego, nichts war gespielt, er war wie wir ihn alle kannten. Wir haben einen guten Freund und Menschen verloren.“

„Wenn Pancho da war, war Sommer“, so Barbara und Jan von der Weppen von der Blauen Maus, „er hatte immer gute Laune, wir haben ihn nie missmutig oder genervt erlebt. Panscho konnte mit allen Leuten sprechen, er war ein sehr großzügiger Mensch, ein Abend mit ihm war einfach ein schöner Abend.“

Wenn Panscho das Lokal besuchte und am Tresen stand, war er immer von vielen Menschen umringt, er liebte es mit Leuten zu reden, am besten mit vielen gleichzeitig.

Amrum ist ohne Panscho ein Stück ärmer geworden, die Erinnerung an ihn wird durch seine Bilder lange erhalten bleiben.

Über Ralf Hoffmann

Ralf Hoffmann wurde 1955 in Schleswig geboren und zog mit seinen Eltern und Geschwistern 1962 nach Amrum. Nach dem Abitur in Niebüll studierte Ralf Luft und Raumfahrttechnik in Berlin. Die ersten 6 Berufsjahre verbrachte er als Entwicklungsingenieur bei VW und danach wechselte er als Aerodynamischer Entwicklungsingenieur zu Ford nach Köln. Als Leiter der Aerodynamischen Entwicklung für Ford Europa und die letzten 15 Jahre als Manager Aerodynamik und Motor- und Komponentenkühlung war er weltweit verantwortlich und viel unterwegs, um die jeweiligen Prototypen unter Hitze und Kälte zu testen. Nach all den Jahren auf dem Festland sind Ralf und seine Frau Karin nun wieder nach Amrum zurückgekehrt.

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