
Seit gut einer Woche ist ein kleines Rudel junger Seehunde zu Gast auf Amrum. Mehrere Jungtiere, die von ihren Müttern abgestillt sind, halten sich im Bereich des Seezeichen- und Yachthafens auf. Wie Holger Lewerentz, Seehund Beauftragter auf Amrum, mitteilte, sind mindestens sechs Tiere gesichtet worden. Eines davon wies leichte Verletzungen auf und wurde vorsichtshalber in die Aufzuchtstation in Friedrichskoog gebracht. Junge Seehunde sind nach dem Abstillen gut in der Lage sich selbst zu ernähren und schließen sich gerne zu Rudeln zusammen. Oft liegen sie dann an entlegenen Stellen des Kniepsandes, an der Odde oder auf den Seehundsbänken.

Etwas ungewöhnlich ist es in diesem Fall, dass sie sich offensichtlich längere Zeit so nah im Bereich von Menschen wohlfühlen. Seehunde unterliegen einem strengen gesetzlichen Schutz. Um sie nicht zu stören ist jeder Betrachter aufgefordert einen ausreichend großen Abstand zu den Tieren zu halten. Und auch wenn die kleinen Seehunde niedlich und putzig anmuten, so ist doch zu bedenken, dass es sich um Raubtiere handelt die sich, auch schon in diesem Alter mit Bissen zu wehren wissen, wenn man ihnen zu nahe kommt.
874 „views“ werden z.Z. angezeigt. Wenn all diese Menschen kommen um sie sich anzusehen, freuen sich die kleinen Seehunde gewiß. Wissen die Reedereien W.D.R. und Adler Bescheid? Deren Schiffe könnten doch den kleinen Umweg zu den Seehunden fahren. Die winken dann immer so niedlich mit einer Flosse…. und bedanken sich für diesen Naturschutz.
Dr. J. Rohwer
Eine Begegnung mit Seehunden, vor allem mit einem putzigen Jungtier, ist für Amrum-Besucher ein ganz besonderes Highlight, das u.a. auch mit Ausflugsfahrten zu den Seehundbänken vermarktet wird. Während unseres diesjährigen Sommerurlaubs auf der Insel haben wir jedoch Beobachtungen machen müssen, die belastend und wenig erfreulich sind. In diesem und in einem anonymen Artikel älteren Datums wird der Eindruck einer friedlichen und gut geschützten Idylle nahegelegt – junge Seehunde, die den Amrumer Yachthafen “besuchen” und sich dort fröhlich tummeln. In diesem von Radfahrern und Fussgängern stark frequentierten Bereich hielten sich jedoch etliche stark untergewichtige und verletzte Robben auf, die über Tage sich selbst überlassen blieben. Was auch immer sie von ihren Müttern getrennt haben mag – Strömungen oder Bootstourismus – nach meinem tierärztlichen Augenmass waren sie zu jung, um bereits abgestillt zu sein, und ganz offensichtlich hätten sie auch niemals das dafür nötige Gewicht von 25 – 30 Kg auf die Waage gebracht. Eine der jungen Robben hatte eine weithin sichtbare offene Wunde am Kopf, eine andere ist quasi vor den Augen der Inselbesucher verendet. Hilfe für die noch lebenden Tiere gab es leider auch nicht, obwohl die Polizei informiert war und ein “Seehundbeauftragter” zwar erschien, sich aber nur kurz umsah und wieder verschwand. In diesem Fall wurde auch das verletzte Tier nicht vorsorglich in die Seehundstation nach Friedrichskoog gebracht. Es hatte vielmehr den Anschein, als würde sich keiner der von der Landesregierung offiziell bestellten “Seehundbeauftragten” tatsächlich für die desolate Situation der Robben interessieren. Ebenfalls muss man doch bezweifeln, dass es sich hier um “ausgebildete Fachleute” handelt, da nur ein Tierarzt mit Erfahrung auf diesem Gebiet den gesundheitlichen Zustand eines Tieres einschätzen und gegebenenfalls eine Behandlung durchführen kann. Schade, dass diese Erlebnisse für meine Tochter und für mich einen Schatten über unseren Amrum-Urlaub geworfen haben.
Dr. Antonia Épans, Tierärztin, Berlin.