Waalfask üüb strun …


Fortgeschrittene Verwesung …

Walfisch am Strand! Wie ein Lauffeuer ging am Mittwochabend die Meldung über die Insel Amrum. Am Nebeler Strand war mit der Flut ein Wal angetrieben worden. Oder besser gesagt die sterblichen Überreste eines Walfischs. Zu dem Vorgang haben Alina Claußen und Armin Jeß vom Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein („LKN“) in Tönning bereitwillig Auskunft gegeben: Der Kadaver ist wohl mehrere Tage zwischen den Inseln Sylt, Föhr und Amrum hin und her getrieben worden. Seit letzten Sonntag konnten seine Spuren nachvollzogen werden, da war er im Nordwesten von Föhr bereits einmal trocken gefallen, konnte jedoch nicht geborgen werden, weil er mit der nächsten Flut wieder weggeschwemmt wurde. Am Dienstagmorgen wurde er vor dem Strandabschnitt bei Ban Horn in Norddorf treibend gesichtet. Hier wurde von aufmerksamen Beobachtern sogar ein Notruf abgesetzt, da es von Land aus nicht auszumachen war, was da im Wasser schwamm. Die DGzRS war zu dieser Zeit mit dem Amrumer Kreuzer „Ernst Meier-Hedde“ in der Nähe auf Kontrollfahrt und konnte mit dem Tocherboot “Lotte“ den toten Wal ausfindig machen und bezüglich eines möglichen Notfallgeschehens Entwarnung geben. Im späteren Verlauf des Dienstags wurde der Wal dann von Seglern im Bereich Rütergat vor Wittdün geortet bis er schließlich am frühen Mittwochabend am Kniepsand im Strandbereich Nebel „anlandete“. Rückblickend muss der Kadaver also zumindest einmal die Insel Amrum nahezu komplett umrundet haben.

Walkadaver ohne Kopf …

Nachdem die Walreste komplett trocken gefallen waren wurde von Mitarbeitern des LKN die Fundstelle aus hygienischen Gründen mit einem Flatterband abgesichert. Es wurden Gewebeproben aus dem Kadaver entnommen, die im Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung („IATW“) der Tierärztlichen Hochschule Hannover, angesiedelt in Tönning, untersucht werden. Mittels DNA-Untersuchung wird man zumindest die Walart bestimmen können. Eine eindeutige Benennung der Art konnte augenscheinlich bislang nicht sicher vorgenommen werden, da dem Kadaver der Kopf fehlt und auch weitere Teile durch Tierfraß bereits stark  verunstaltet sind. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelte es sich um einen Zwergwal. Die Todesursache wird wohl ungeklärt bleiben. Ein Versterben z. B. durch umweltschädliche Einflüsse ist wenig wahrscheinlich, Hinweise hierauf gibt es keine, und Tiere sterben eben überwiegend auch auf natürliche Weise. Das Antreiben von Zwergwalen an den Stränden der nordfriesischen Inseln ist übrigens nichts Ungewöhnliches. Wie von Armin Jeß zu erfahren war, kommt dies durchschnittlich einmal pro Jahr vor, zuletzt im Jahr 2021 auf Sylt.

Mit der sachgerechten Entsorgung des Walkadavers wurde die Fa. Rendac aus Jagel beauftragt, die auf das Einsammeln und Befördern von Tierkörpern spezialisiert ist. Da die nächste Fährmöglichkeit für die Fahrzeuge der Firma erst nächsten Dienstag besteht, wurden die Walreste von LKN-Mitarbeitern auf der Insel in Zusammenarbeit mit dem Gemeindearbeitern von Nebel und ortsansässigen Firmen vorerst in einem Container zwischengelagert. Einer fortschreitenden Geruchsbelästigung wird somit entgegengewirkt.

Der Zwergwal (hier nördlicher Zwergwal in Abgrenzung vom südlichen Zwergwal), auch Minkwal genannt, ist eine Art der Furchenwale, die am häufigsten im Nordpazifik und Nordatlantik, so auch in der Nordsee, vorkommt. Im Wattenmeer sind sie eher selten anzutreffen, können aber als Kadaver, wie in diesem Fall, durch die Strömungsverhältnisse eingeschwemmt werden. Zwergwale sind Bartenwale die bis über neun Meter lang werden können. Sie leben einzeln oder in kleineren Gruppen und ernähren sich hauptsächlich von Krill und kleinen Schwarmfischen.

 

Anmerkung der Redaktion:

Die in diesem Artikel genannten Alina Claußen und Armin Jeß sind Mitarbeiter der „Nationalverwaltung Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer“. Die Nationalverwaltung ist zwar Teil des Landesbetriebs „LKN“, bearbeitet mit dem Nationalpark jedoch ganz eigene Themen.

 

 

Über Peter Totzauer

Dr. med. Peter Totzauer, Facharzt für Allgemeinmedizin, Facharzt für Anästhesie, Notfallmedizin, Spezielle Schmerztherapie, geb. 1954 in Fürth/Bay.,hat, bedingt durch den Beruf des Vaters, als Kind u.a. 4 ½ Jahre in Frankreich gelebt. Abitur 1974 in Köln, Studium der Humanmedizin an der Universität Bonn. Seit 1982 ärztlich tätig, davon viele Jahre als Oberarzt in der Anästhesie und als Leitender Notarzt in Euskirchen. War 2007 für ein halbes Jahr im Rahmen einer „Auszeit“ vom Klinikalltag bei seiner Lebensgefährtin Claudia auf Amrum. Dies hat ihm so gut gefallen, dass er seit Ende 2008 seinen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt ganz auf die Insel verlegt hat und hier seit 2010 mit in der „Praxis an der Mühle“ arbeitet. Er hat zwei erwachsene Kinder, sein Sohn ist niedergelassener Physiotherapeut in Neuss, seine Tochter ist Lehrerin an der Öömrang Skuul.

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